Samstag, 20. August 2016

Gero aus Reutlingen

Da ist uns doch ein Interview tatsächlich ins Sommerloch gerutscht und wäre um ein Haar vergessen worden. Aber was lange währt, wird endlich Gero.

Johann: Wer und woher seid Ihr?

Gero: Ich bin Gero, beinahe 18 Jahre alt und ein Bauer in Reutlingen. Ich habe eine Schwester, die bei mir wohnt, meine Eltern und meine Brüder habe ich dagegen vor über einem Jahr verlassen. Manchmal wollen sie mir in Reutlingen unbedingt einen Spitznamen geben, weil das allein wohl zu langweilig ist, Geronimo, der Heilige Gero, sowas, aber normalerweise reicht Gero völlig aus. Achja, und Bürgervertreter bin ich seit Kurzem auch, etwas, worauf ich glatt ein wenig stolz bin.

Johann: Habt ihr immer schon dort gelebt, wo ihr jetzt lebt? Falls nein, wo habt ihr gelebt und warum seid ihr umgezogen? 

Gero: Eigentlich komme ich aus Schwäbisch-Hall und dort in der Nähe wurde ich auch geboren. Nach Reutlingen bin ich auf die Bitte von einer ehemaligen Freundin gekommen und habe es seither nur selten bereut. 
 
Johann: Wie verbringt Ihr Eure Zeit?

Gero: Die meiste Zeit bin ich auf meinem Feld zugange, sorge dafür, dass Getreide und Gemüse gut wächst und ich im nächsten Winter etwas zu Essen habe. In den Wirtshäusern bin ich ebenfalls oft anzutreffen, ich mag es mit meinen Freunden zu plaudern und die kleinen Probleme des Alltags mit ihnen gemeinsam zu lösen.

Johann: Was ist das schöne an Eurem Heimatort, was stört oder fehlt?  

Gero: In Reutlingen ist immer etwas los und man ist nie einsam. Dafür fehlt manchmal die Ruhe und die Dramen, in die man hineingezogen wird oder die man miterlebt, nehmen überhand. 

Johann: Habt ihr eine schöne Geschichte für uns? Etwas, an was ihr Euch immer erinnern werdet?

Gero: Ja, die habe ich tatsächlich, ich möchte etwas erzählen, was ich vor wenigen Monaten genau so miterlebt habe, und bei der aktuellen Gefahr auf Württembergs Straßen finde ich diese Geschichte heute aktueller denn je.
Ich war mit drei Freunden unterwegs, als wir ausgeraubt wurden. Neben allen Talern waren unter den Dingen, die wir verloren, auch einige persönliche Wertsachen. Sie waren zwar zweifelsfrei als solche zu erkennen, hätten aber auch dem Räuber im Verkauf sicher noch ein paar Taler extra eingebracht. Am Ende wurden uns diese Wertsachen wieder zugespielt und bis auf ein paar Schrammen und blaue Flecke ist am Ende nichts passiert, wenn man mal vom Verlust der Taler absieht. Es ist nicht schön, ausgeraubt zu werden, aber wir haben etwas erlebt, sind daran gewachsen und wir konnten bald wieder darüber lachen. Ich möchte den Raub sicher nicht verharmlosen, aber wären alle Überfälle so wie dieser, würde ich mich auch allein auf die Straße trauen.
 
 


Johann: Was gefällt Euch in Württemberg, was fehlt in Württemberg? 

Gero: Württemberg ist wie Reutlingen, nur in groß, und langweilig wird es hier so bald bestimmt nicht. Es gibt tolle Freundschaften und sinnlos ausgelebte Abneigungen. Mir missfällt, dass der persönliche Vorteil bei vielen über dem Wohl aller steht und der Sinn für die Gemeinschaft fehlt, die wir nun ein mal sind. Dagegen gefällt mir, dass es engagierte Bürger gibt, die genau das versuchen zu ändern.  

Vielen Dank an Herrn Gero Grünschleier, den weisen Bürgervertreter, für das Beantworten unserer Fragen.