In unserer neuen Reihe Das goldene Handwerk berichten wir über regionale Berufe, die jeder kennt, weil sie in der Nachbarschaft zu finden sind. Den Anfang macht heute der Bildhauer, dessen Arbeit ohne Zweifel ein Kunsthandwerk ist.
Der Bildhauer ist hierzulande ein recht junger Beruf. Er stellt verschiedene Waren unter anderem aus (Doppelzentnern) Steinen, Ton, Weizen und aus Eisenstützen her. Auf dem Märkten findet man Blumentöpfe und bearbeitete Steine zum weiteren Verbrauch. Aber auch einen Brunnen für den Garten oder einen Kamin für die gute Stube kann er hauen und bauen.
Der Bildhauer arbeitet mit dem Schmied, dem Zimmermann und der Provinz zusammen, indem er vom Schmied Eisenstützen kauft, vom Zimmermann die Brunnendächer und von der Provinz die Steine.
Der wohl bekannteste Bildhauer unserer Zeit ist Hans Multscher, geboren um 1400 in Reichenhofen im Allgäu.
Nach seiner Lehre begab er sich auf eine lange Gesellenwanderung durch die Niederlande, Nordfrankreich und Burgund. Eine Zeitlang hielt er sich sicher auch in Paris auf; die Meisterwürde scheint er seinem Meisterzeichen zufolge in Aachen erworben zu haben. Wohl um 1424/25 kam er nach Ulm.
1427 wurde er in Ulm als freier Bürger aufgenommen. Im selben Jahr heiratete er die Bürgerstochter Adelheid Kitzin. Multscher ist als Bildhauer, Maler und Modelleur tätig und unterhält eine umfangreiche und angesehene Werkstatt.
Sein berühmtestes Werk ist die "Kaisergruppe", die das Ostfenster des Ulmer Rathauses ziert.
Anmerkung der Redaktion: Eine Flut von Leserzuschriften erreichte uns nach unserem Aufruf nicht. Besser gesagt: Nicht eine einzige! Habt Mut und belebt die Rubrik mit Euren Beiträgen! Ihr seid die Handwerker dieser Provinz, Ihr sollt Inhalt unserer Geschichten sein! Um Eure Zuschriften wird daher dringend gebeten!
