Sonntag, 2. November 2014

Sona aus Reutlingen

Heute stellen wir eine Nachbarin vor, die Württemberg von einer Seite kennt, die vielen von uns noch verborgen ist: von der Flußseite.

Johann: Wer und woher seid Ihr?
Sona: Ich bin Sona von Avalos, Kapitänin, Beamtin und Schneiderin, komme aus der Familie von Avalos und lebe in Reutlingen.
Noch ein paar Tage 20 Jahre jung. 

 
Johann: Habt ihr immer schon dort gelebt, wo ihr jetzt lebt? Falls nein, wo habt ihr gelebt und warum seid ihr umgezogen?
 
Sona: Nein, ich lebte einst in Wien und bin wegen dem Rat von Österreich dort weg.
 
Johann: Wie verbringt Ihr Eure Zeit?
Sona: Die meiste Zeit befinde ich mich auf Reisen. Fußreisen, bevorzuge jedoch Schiffsreisen und wenn ich zu Hause bin … sitze ich gern am Hafen oder in meiner Schneiderei.
 
Johann: Was ist das schöne an Eurem Heimatort, was stört oder fehlt?
Sona: Schön finde ich den großen Hafen. Wenn ich nicht auf Reisen bin finde ich es toll weben zu können.
Mich stört jedoch, wenn man etwas sagt, dass es immer negativ ausgelegt wird, obwohl man es nur gut meint und natürlich stören mich die Hafengebühren.
Fehlen? Nein fehlen tut mir nichts. 

 
Johann: Habt ihr eine schöne Geschichte für uns? Etwas, an was ihr Euch immer erinnern werdet? 

Sona: Eine schöne? Meine Geschichten, die ich erleben darf, fangen immer schön an aber … na lassen wir das. Ich erzähle euch eine Erinnerung die ich niemals vergessen werde. Nehmt es mir aber nicht übel, dass ich keine Namen in meine Erinnerungen erwähne. Ich nenne die Geschichte …

Wie Missverständnisse das Leben verändern

Eine junge, anschauliche Dame sitzt im Wirtshaus und unterhält sich mit weitern Gästen. Sie schaut zur Tür und es ist um sie geschehen. Ein stattlicher, junger, gute aussehender Mann kommt rein und setzt sich neben sie. Ihr bleibt fast der Atem weg. Nach kurzer Zeit findet sie ihre Stimme wieder und unterhält sich weiter mit den Leuten, hat aber nur Augen für den Herrn. Er bietet ihr Wein an, den sie gern annimmt. So vergeht der Abend im Flug, der Abschied naht. Doch der Dame fällt es sichtlich schwer zu gehen. In der Hoffnung den Herrn bald wieder zu sehn, geht sie nach Hause. Am folgenden Tag geht sie nervös und aufgeregt wieder in die Taverne, wo sie nicht lange warten muss und er betritt wieder das Wirtshaus. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, am liebsten will sie ihn in den Arm nehmen und ihre Lippen auf seine pressen, doch sie hält sich zurück. Tag ein Tag aus, treffen sie sich und sobald sie ihn sieht, fühlt sich sehr glücklich und geborgen obwohl sie kein Paar sind. Aber sie hegt Hoffnung. Am Valentinstag überrascht er die Dame in dem er ihr eine Rose überreicht. Sie strahlt ihn an, lächelt und umarmt ihn herzlich. Der Tag ist in nu vorbei, die junge Dame geht voller Freude nach Hause und kann kaum den neuen Tag erwarten. Die Nacht ist lang, da sie kein Auge zu bekommt, denkt sie doch ständig nur an Ihn. Früh morgens kehrt sie in die Taverne zurück, doch dieses mal wartet sie vergeblich, er erscheint nicht. Er lässt sich auch die nächsten Tage nicht blicken. Die Zeit vergeht, das junge Ding gibt nach und nach die Hoffnung auf um schließlich nach Wochen des Wartens enttäuscht ihrer Weg zu gehen.

Die Nacht ist vorbei, der Morgen dämmert, ein neuer Tag bricht an. Ihre Arbeit hat sie wie immer schnell erledigt und setzt sich mit einem guten Freund in die Taverne. Da kommt dieser Mann, der Mann, der ihr einst jede Hoffnung nahm, der Mann den sie eigentlich aufgeben wollt. Aufgegeben hatte. Schwankend zwischen Zorn und himmlischer Freude ihn zu sehn umarmt sie ihn. Dieses Gefühl, ihr Herz platzt fast vor Freude, ist er doch wieder da, und das so unverhofft. Nach und nach leer sich das Wirtshaus bis schließlich die Beiden alleingelassen werden so das sich näher kommen. Die junge Dame weiß nicht wie sie sich verhalten soll. Das Glück scheint perfekt, bis zu dem Moment als sie ihn sacht in den Hals beißt. Genau in diesem Moment betritt ihr Bruder den Raum. Sie lässt sofort vom Hals ab und begrüßt ihn leicht am stottern. Der Bruder meint schmunzelt zu ihr “Wenn das Pa wüsste, dass du fremde Männer in den Hals beißt…” Sie schluckt und meint schließlich kess “Soll er es doch wissen und was heißt da fremde Männer, ist nur dieser eine” So gibt ein Wort dieses Sinnes , das Andere zwischen dem jungen Mädchen und dem Bruder, und in diesen nur wenige Minute in denen der Bruder mit in der Taverne verweilt, ist es eben dieser Sinn der ihr zum Verhängnis wird. Da der Bruder wegen einer Vorratsknappheit noch am selben Tag abreisen muss, verkündet aber ehe er schließlich aufbricht “Ich sag den Leuten in der Stadt, sie sollen sich verstecken, die dunkle Dame kommt.” Schon im Gehen meint der Bruder noch “ Ich geh mal auf Nahrungssuche” und verschwindet. Der junge Mann neben ihr findet nun auch seine Sprache wieder, setzt sich zur Verwunderung der jungen Dame ein Stück weit von ihr weg um und fragt mit plötzlich ernster Stimme “Irre ich mich, oder hatte der jetzt spitze Zähne” Musternd sieht er das glücklich verliebe Ding an und meint weiter “ Bist du ein Vampire!?” Sprachlos, mit großen Augen und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen sitzt die junge Dame da, kann nicht ja aber auch nicht nein sagen vor Ungläubigkeit. Zu ihrem Erstaunen holt er nun auch noch eine Ampulle mit roter Flüssigkeit heraus, hält ihr diese unter der Nase und meint “Na, kannst dem Blut widerstehen?” Schaudernd wendet sie ihr Kopf ab, doch er lässt weiter die Ampulle vor ihren Augen hin und her pendeln. “Na nimm schon, trau dich, nur keine Scheu” Entsetzt nimmt sie die Ampulle, schleudert diese mit Wucht gegen die Wand. Ihm einen ängstlichen Blick zuteilwerden lassend und mit einem Anflug von Zittern in der Stimme erwidert sie ihm “Du machst mir Angst” “Und du mir erst” ist darauf seine Antwort. “Bist du denn nun ein … oder nicht?” Anstatt das es zu verneint, begeht sie den Fehler ihm eine Gegenfrage zu stellen “Was ist wenn ich es wäre?“ Seine Antwort lässt nicht eine Sekunde auf sich warten “Dann habe ich eine schwere Entscheidung zu treffen” Kein Muskel in ihrem Gesicht rührt sich als Sie ihn mustert, kein Lächeln ist zu sehn. Kühl faucht sie ihn an “Wenn du meinst ich sei eine, dann nimm einen Holzpflock und stoße ihn mir in mein Herz. Doch der Gedanke ist nicht schlecht. Komm lass dich beißen und lebe ein ewiges Leben” Grade will sie ihn versöhnlich in die Arme schließen, da springt er schon erschrocken auf, brüllt verzweifelt „Nein … niemals” und hastet durch die Tür hinaus. Fassungslos eilt das junge Madl ebenfalls zur Tür hinaus, doch den jungen Mann kann sie nirgends mehr entdecken. So stolpert sie weinend lang suchend durch die Stadt. Jedoch bleibt ihr der Erfolg, ihn zu finden, verwehrt. Mit einem letzten Hoffnungsschimmer kehrt sie noch einmal in die Taverne zurück wo sie leider nur eine gute Freundin trifft. Ihr kann sie alles anvertrauen, daher fällt sie ihr weinend in die Arme und erzählt ihr das ganze Missverständnis.

 
Johann: Was gefällt Euch in Württemberg, was fehlt in Württemberg?
Sona: Dazu werde ich mich nicht äussern.

Die Moral von der Geschicht: Stelle einem Weib keine Frage, die sie mit Ja oder Nein beantworten könnte, sie tut es nicht. Vielen Dank werte Sona für die Geschichte und die Beantwortung unserer Fragen.