Samstag, 27. September 2014

Mezcalina aus Stuttgart

Stuttgart. Schönes Städtchen oder Sündenpfuhl? Unsere Reporterin ging dem auf die Spur. Bei einem Besuch in der Hauptstadt fand sie zumindest eine weitere Person für die beliebte Rubrik Menschen in Württemberg. Ob schön oder sündig? Lest selbst:

Rosa: Wer und woher seid Ihr? 

Mezcalina: Man nennt mich Mais, einfach Mais. Aber ich bin auch Mezcalina von Araja, Freifrau von Rosenfeld und Balingen, Erbgräfin von Hohenlohe. Tochter des Grafen Jussi, Schwester des Grafen Jackdan, Gattin des Freiherrn Dino. Zimmermännin und gebürtig in Zwiefalten. Vor ganzen 25 Lenzen.

Rosa: Habt Ihr immer schon dort gelebt, wo Ihr jetzt lebt? Falls nein, wo habt Ihr vorher gelebt und warum seid Ihr umgezogen? 

Mezcalina: Meinen Hof habe ich in Zwiefalten und meinen Gatten auch. Aber derzeit weile ich in unserem Herrenhaus in der Hauptstadt. Eine sehr geschäftige Stadt, die mich angenehm unterhält. Ein zweiter Wohnsitz sozusagen.

Rosa: Wie verbringt Ihr Eure Zeit? 

Mezcalina: Am liebsten mit der Nase Richtung Wasser und Sonne an einem Baumstamm sitzend. Dazu ein Buch, ein Bier, ein gutes Stück Schinken und den Kopf meines Mannes auf meinem Schoß. Außer es gibt Mücken.

Rosa: Was ist das Schöne an Eurem Heimatort, was stört oder fehlt? 

Mezcalina: Ich, nochmal ich und vor allem ich.

Rosa: Habt Ihr eine schöne Geschichte für uns? Etwas, an was Ihr Euch immer erinnern werdet? 

Mezcalina: Ja, es gibt eine Geschichte zu meinem Ehering und ich werde sie nie vergessen: Einst auf Reisen begegnete ich einem hübschen Weib und wir verbrachten einen amüsanten Abend zusammen. Sie erfuhr so von meiner Verlobung und erzählte von einem Brauch ihrer Familie. Demnach wurden den Verlobten Goldmünzen geschenkt, die Ihnen Glück und Segen bringen sollen. Und... sie drückte mir zwei Stück in die Hand! Mit allen erdenklichen Glückwünschen! Es kam aus vollem Herzen und so nahm ich sie nach einigem Widerstand an. Es ging ihr nicht um den Wert, sondern um die Bedeutung. (Mezcalina zeigt auf ihren Ehering). Dino hat uns die aus den beiden Münzen geschmiedet. Und diese außergewöhnliche Frau haben wir später wieder getroffen. Mein Gatte kannte sie bis dahin nur von meinen Erzählungen und ich hatte ihren Namen längst vergessen. Umso größer war die Freude! Als sie dann unsere Ringe sah, war sie glaube ich, ebenso gerührt wie ich damals, als ich die Goldstücke von ihr bekam.

Rosa: Was gefällt Euch in Württemberg, was fehlt in Württemberg?

Mezcalina: Euer Wischblatt lese ich gern. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es künftig mit an den Baumstamm darf. Nicht zum Wischen, zum Lesen! 
Ansonsten fehlt es hier an Respekt und einigen an Manieren. Womit ich nicht die feine Etikette meine. Die beherrsche ich auch nicht in Vollendung. Doch hier motzt, protzt, trotzt, rotzt und kotzt ein jeder und es strotzt vor Überheblichkeit, Übermut und Selbstüberschätzung. Findet Ihr nicht auch?

Die Redaktion findet einzig wieder einen gelungenen Artikel zustande gebracht zu haben. Vielen Dank die Dame, es war uns ein beherrschtes Vergnügen.