Wer kennt das nicht? Nackte Körper in Zubern und Wannen, dazu Musik, Tanz und Spiel, fröhliche Tafeln und manchmal lustige Liebesszenen. Doch was wäre ein erholsames, vergnügliches und reinigendes Bade, wenn nicht Seife zum Wasser gereicht würde!?
Woher kommt sie aber - die Seife?
Ein Seifensieder gewährte uns Einblick in seine Kunst:
Zunächst stellt man eine Lauge her, die mühsam aus Asche gewonnen werden muss. Sie wird mit Wasser angesetzt. Mit Lauge kann man bereits waschen oder einen Topf sauber kriegen. Sie fühlt sich bereits “seifig” an.
Wunderbar, warum dann die Mühe überhaupt Seife herzustellen?
Nun, je nach Konzentration würde die Lauge “prickelnd” bis “ätzend” wirken. Selbst verdünnt kommt Händewaschen (geschweige denn irgend ein anderes Körperteil) mit einem puterroten Kopf einher.
Lauge verändert einfach Fett - oder auch Haut - hochkonzentriert bis hin zu “schön weiß und ablösbar”. Grund genug eine sichere Variante zu bevorzugen. Lauge plus Fett gibt Seife. Simpel gesagt: Lassen wir die Lauge sich im Fett austoben, dann zieht sie uns nicht das Fett von der Haut oder den Knochen!
Welche Fette eignen sich? Die Reste vom Gänsebraten?
Als Fett verwendet man Talg oder Schmalz. Verkocht man Fett und Lauge erhält man Seife in einer sehr reinen Form. Unbeduftete Seife riecht daher zunächst ganz leicht nach dem Fett, aus dem sie gemacht ist. Bei den meisten Seifen verfliegt der Geruch aber recht schnell und zurück bleibt ein mehr oder weniger neutraler Duft.
Will man es etwas feiner, gibt man Weihrauch, Mhyrre oder Rosmarinöl hinzu. Die Menge und Auswahl der verwendeten Duftstoffe bleibt letztendlich aber der eigenen Nase überlassen.
Das folgende Rezept für die einfache Hausfrau stammt aus dem "Rezeptbuch des Alltags" von Dr. Hermann Römpp:
Herstellung einer einfachen Haushaltungsseife aus Abfällen
Man erwärmt in einem etwa 20 Liter fassenden, eisernen oder emaillierten Kochtopf über einer kleine Flamme 2 Kilo Fett, Talg oder Fettabfälle langsam zum Schmelzen. Schon vorher hat man in 6,6 Liter weichem Regenwasser ein halbes Kilo festes, weißes Ätznatron oder Seifenstein unter Umrühren mit einem Glasstab aufgelöst. Vorsicht! Ätzt!
Von dieser Lösung gießt man zunächst etwa 1,5 Liter in das geschmolzene Fett. Vorsicht! Gesicht abwenden! Lauge kann umherspritzen!
Sofort nach dem Zugießen wird das Gemisch aus Lauge und Fett mit einem sauberen Holzstab fleißig umgerührt. Während des ganzen, etwa 2 Stunden dauernden Seifensiedens soll die Mischung auf 90 - 100 Grad erhitzt werden. Von Zeit zu Zeit nimmt man mit einem Holzspatel eine Probe aus dem Topf und läßt abtropfen. Sobald diese nur noch gleichmäßig abfließt, nicht mehr abtropft, gibt man weitere 1-2 Liter Lauge in dünnem Strahl (oder mit einer kleinen Gießkanne) unter fortgesetztem Rühren in den Kochtopf.
Nach einiger Zeit wird die Probe mit dem Holzspatel wiederholt; sobald die "Seife" gleichmäßig vom Spatel fließt, gießt man wieder 1-2 Liter Lauge dazu, bis schließlich die 6,6 Liter Lauge im Kochtopf verschwunden sind. Nach etwa zweistündigem Seifensieden bringt man einen Tropfen des Seifenleims auf eine Glasplatte.
Entsteht am Rand des Tropfens vor der Erstarrung ein Ring, so ist noch unverseiftes Fett im Kochtopf; man muß in diesem Fall noch etwas Lauge dazugeben. Bildet sich auf der Oberfläche des Tropfens ein Häutchen, so befindet sich die Lauge bereits im Überschuß, und es fehlt an Fett. Sind Fett und Lauge richtig aufeinander abgestimmt und ist die Verseifung vorschriftsmäßig beendet, so bleibt der Tropfen auf der Glasplatte bis zum Erstarren klar stehen.
Gegen Ende der Verseifung hört auch das Schäumen und Aufwallen des Kochtopfinhaltes auf; man erhält zuletzt eine ruhig kochende Masse, aus der man mit einem Holzstab lange, feine Fäden ziehen kann. Auf diesen "Seifenleim" streut man portionenweise 350 Gramm feinkörniges, klumpenfreies Kochsalz. Es ist unrichtig, alles Salz auf einmal zu verstreuen; man muß vielmehr nach jeder Salzzugabe ein wenig warten, damit sich das Salz in der Masse lösen kann.
Nachdem man noch einige Minuten unter Umrühren gekocht hat, trennt sich die Seife von der Lauge. Die Seife schwimmt oben; die Lauge enthält Kochsalz, Glyzerin, Laugenreste und Fettverunreinigungen. Man schöpft die oben schwimmende Seife in flache Gefäße, läßt sie dort bis zum nächsten Tag erstarren und schneidet sie dann mit einem Messer in passende Stücke. Zuletzt legt man sie zum Trocknen aus. Aus 2 Kilo reinem Fett erhält man nach diesem Verfahren etwas 3,3 Kilo frische und 2,9 Kilo harte, trockene Seife.
Tipp der Redaktion: Wenn die Seife fest ist, kann sie aus der Form und in Stücke geschnitten werden. Die sollten dann aber noch ein paar Wochen reifen, bevor man sie bedenkenlos benutzen kann. Am besten man testet das an, indem man dran leckt - wenns auf der Zunge britzelt, ist die Seife (noch) zu scharf.
