Donnerstag, 16. Juli 2015

Von der Front

Dem Wischblatt ist es gelungen, einen Kriegsteilnehmer als Berichterstatter zu gewinnen, der sich gut getarnt an der Front bewegt und uns mit Einblicken versorgt, wie sie sonst nur wenige haben.

Hier sein Bericht:

Seit dem Ostaramond hält der Krieg, den die mittlerweile verstorbene, französische Königin uns allen aufgezwungen hat, das gesamte Kaiserreich in Atem. Als Beobachter vor Ort werde ich über die derzeitige Situation berichten. Grundlegend sei erwähnt, dass die Oberbefehlsgewalt bei dem Kaiserreich liegt, die Verantwortlichkeit für die Truppen aus dem Deutschen Königreich liegen bei unserem Reichsmarschall Zaphikel und ihrem Vizemarschall TarAldarion. Mehrere Banner aus den deutschsprachigen Gebieten kämpfen für die Gerechtigkeit, vor kurzer Zeit trat ebenso ein württembergisches Banner ins Kriegsgeschehen hinein. Soldaten, Vasallen, Freiwillige schreiten Seite an Seite und unterstützen unseren ehrenwerten Kaiser in seinem Bestreben. Ich habe versucht, an genauere Informationen zu gelangen, doch wurde mir auf Burg Hambach (Sitz der Reichsarmee) lediglich Zugang zum Brunnen gewährt. Hier wartete ich einige Zeit, jedoch gelangte ich weder an vertrauliche Informationen, noch erlöste mich eine Königstochter von meiner Tarnung als Frosch. Unverrichteter Dinge zog ich von dannen und versuchte mehr im Schloss von Württemberg zu erfahren. Trotz des Erfolges der Versteigerung, herrscht hier ein eigener Krieg, der dem Tatsächlichen in Nichts nachzustehen scheint, fehlen hier lediglich die Waffen. Es sei mir nachzusehen, dass ich aus tiefer Angst um meine persönliche Sicherheit das Schloss fluchtartig verlassen habe, ohne an wirkliche Informationen zu kommen. Man tuschelt, dass sich unter den treuen Vasallen sehr hungrige Menschen mit großem Mundwerk befinden, die in diesen misstrauischen französischen Zeiten nicht zögern würden, mich mit ihren bissigen Kauleisten zu Froschschenkeln zu verarbeiten. Ich wählte deswegen den sicheren Weg und begab mich direkt an die Kriegsfront. In Franche-Comté ist derzeit etwas Ruhe eingekehrt. Die eingenommenen Städte Vesoul, Luxeuil und Pontarlier konnten wieder zurückerobert werden. Ein großer Erfolg für die Banner des Kaiserreiches. Auch konnte ich in Erfahrung bringen, dass die letzten verbliebenen, feindlichen Truppen vor unserem württembergischen Banner regelrecht geflohen sind. Die Konzentration liegt in Franche-Comté auf der Sicherung der Städte, insbesondere in der Hauptstadt, da nur einen Ort entfernt, in Dijon, weitere feindliche Akteure lauern. Wirkliche Kämpfe waren in den letzten Tagen eher in Lorraine, in der Nähe der Stadt Nancy, zu verzeichnen, denn man besteht hier noch immer auf die erklärte Unabhängigkeit. Es war mir möglich, einen Blick auf alle Kämpfer zu werfen, ein paar lechzen nach Blut, finden es gar langweilig warten und ausharren zu müssen, wohingegen andere froh darüber sind, verschont zu bleiben. Im Sinne der innigen Freundschaft sprach ich ebenso mit einer französischen Maid und fragte sie in langen, warmen Nächten nach ihrer Meinung.

Géraldine, zarte 17 Jahre jung, Bauerntochter aus Dole:
"Mon Dieu, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich hatte furchtbare Angst um meine Familie. Wir wurden niemals gefragt, ob wir einen Krieg haben wollen. Alles was wir uns wünschen ist, dass wir unsere Felder bestellen können, wir genügend Arbeit und Nahrung haben. Die Bergwerke wurden uns genommen und auf den Märkten findet man teilweise nur wenig erschwingliche Nahrung. Die Grundversorgung von Brot und Mais ist sehr teuer. Der Krieg ist überall spürbar und ich traute mich an manchen Tagen gar nicht erst in die Gassen meiner Stadt. Es wird besser, ein Mann, der, wie sagt man, der groß und stark wie ein eingespannter Ochs vor dem Pflug ist, schützt mit seinen Soldaten unsere Stadt. Er heißt wie eine Zahl, so hab ich es gehört. Wir danken den Kämpfern, doch bitte lasst uns die letzten Bierreserven."

Auch ein Bannermitglied konnte ich am Schlawittchen packen und befragen.

Thomas, der Trommler, 9 Jahre jung, aus Bayern
"Hast du gesehen wie ich die Feinde vertrieben habe? Hast du? Und ich bin nicht der einzige tapfere Junge im Krieg. Es gibt noch mehr Kinder hier. Nur die Weibsbilder hätte man in der Heimat lassen können, aber auch davon sind hier viele zu finden. Nur wollen die uns kein leckeres Essen kochen und die Adelsweiber wollen auch nicht unsere kaputte Kleidung flicken oder waschen. Hungern müssen wir nicht, es gibt regelmäßig Brot und Mais. Diejenigen, die ganz grün im Gesicht sind und ständig würgen, werden ins Lazarett gebracht und mit Heiltränken versorgt, gut schmecken die sicherlich nicht. Meine Mama hat mir auch schon Medizin aufgezwungen, die war furchtbar bitter."

Wünschen wir all unseren Lieben im Kriegseinsatz die nötige Geduld und Stärke auch weiterhin an einem Strang zu ziehen, auf dass alle recht bald gesund nach Hause kommen können.

Monsieur Quack, Le Roi Grenouille, für das Württemberger Wischblatt